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Hysterischer Paroxysmus

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Hysterischer Paroxysmus

Hysterischer Paroxysmus

Die Hysterie gilt als die älteste aller beobachteten psychischen Störungen. Sowohl in Plato und Hippokrates in Griechenland, wie auch alte ägyptische Papyri, beschrieben schon bestimmte Charaktereigenschaften als hysterisch, typischerweise: Ichbezogenheit, Geltungsbedürfnis, Kritiksucht, etc... - so wie verrückte Frauen eben sind – aber sie können nichts dafür, weil sie anatomisch prädestiniert sind.

Konzeptionell ging man davon aus, dass die Gebärmutter, wenn sie nicht regelmäßig mit Samen gefüttert werde, im Körper suchend umherschweife und sich dann am Gehirn festbeiße. Dies führe dann zum typischen "hysterischen" Verhalten. Hysterie (von griechisch hystera: Gebärmutter, verwandt mit lat. Uterus „vom Uterus ausgehend“,) und so galten die typischen hysterischen Beschwerden, wie allgemeine Unleidlichkeit, Schlafstörung und Ohnmachtsanfälle, als Folge eines Staus von Körpersäften im weiblichen Geschlechtstrakt.
Der Heilkundige Arnaldus von Villanova etwa beschrieb im 13. Jahrhundert die günstige Wirkung innerer Massage bei „Witwen und Nonnen“. Der damals berühmte Chirurg Ambroise Paré empfahl im 16. Jahrhundert den Einsatz des „Fingers einer Hebamme“. Abraham Zacuto legte im 17. Jahrhundert „gottesfürchtigen Ärzten“ die delikate Handarbeit nahe, wenn von der Hysterie befallenen Frauen ob ihrer Krankheit der Tod drohe.
Tja, das war schon außerordentlich suboptimal im präbeateuhsischen Zeitalter auszutilten, ohne sich im www mal schnell einen Vibrator besorgen zu können.
Aber schon erstaunlich früh wurden allerlei Masturbationshilfen ersonnen, produziert und sehr erfolgreich vertrieben.
Dies erforschte die Historikerin Rachel Maines dankenswerterweise nachdem sie auf Anzeigen stieß, die mit Schlagzeilen wie „Vibration ist Leben“ seltsam geformte Geräte zur Förderung von „Lebenskraft und Schönheit“ anpriesen. Auch in der Sammlung eines Museums stieß sie auf „Skelettmuskulatur- Entspannungsapparate“, die erstaunliche Ähnlichkeit mit modernen Freudenspendern aufwiesen. Erstaunlicherweise schien die medizinisch indizierte Fummelei keineswegs Argwohn oder Eifersucht der Ehegatten hervorzurufen; deren Logik zufolge war zentrales Ziel des Geschlechtsaktes der männliche Orgasmus. Etwas, das für keusche Frauen noch nicht einmal gedacht wurde. Was Frauen unter ärztlicher Zuwendung erlebten, galt folglich nicht als sexueller Lustgewinn, sondern als „hysterischer Paroxysmus“, eine „Krise“, wie sie auch bei fiebrigen Erkrankungen der Genesung vorausgeht.

Mediziner betrachteten diese Sexpraktik offenbar schon im 17. Jahrhundert als nicht besonders antörnend und so machten Heilkundige ihre Abneigung gegen die diffizile, langwierige und für sie anstrengende Therapie aktenkundig. Freudig begrüßte die medizinische Zunft mechanische Hilfen. 1869 ließ sich der amerikanische Arzt George Taylor den dampfbetriebenen „Manipulator“ patentieren, dessen vibrierender Kopf in der Mitte einer Massageliege installiert war – ein Gerät, das wegen seiner Grüße und der nötigen Infrastruktur allerdings nur für Kliniken geeignet war.
(Hat eigentlich Asklepios heutzutage noch so was im Angebot? Zahlt die Kasse dafür?)
Es folgten jede Menge Weiterentwicklung, wie zum Beispiel dampfbetriebene Vaginalrüttler, Einen wahren Boom erlebte die Vibrationstherapie, als wenig später Geräte auf den Markt kamen, die mit normalem Haushaltsstrom gespeist werden konnten. Beeindruckende verchromte Apparate mit wuchtigen Holzgriffen hielten Einzug in Arztpraxen. Deckenmontierte Geräte mit flexiblen Wellen gemahnten an Kraftschrauber, wie sie heute in Autowerkstätten im Einsatz sind. Dank solcher Hilfsmittel konnten Ärzte die hysterische Krise statt in stundenlanger Handarbeit in nur zehn Minuten hervorrufen und den Umsatz ihrer Praxen beträchtlich steigern.

Quelle: http://tammox.blogspot.com/

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